Hunderte jüdische Gräber geschändet
In Frankreich sind auf einem jüdischen Friedhof Hunderte Gräber geschändet worden. Laut Innenminister Cazeneuve ereignete sich der Vorfall im Verwaltungsgebiet Bas-Rhin im Elsass. In Frankreich haben judenfeindliche Angriffe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Auf einem jüdischen Friedhof im Osten Frankreichs sind mehrere hundert Gräber geschändet worden. Laut Innenminister Bernard Cazeneuve ereignete sich der Vorfall in der Ortschaft Sarre-Union im Verwaltungsgebiet Bas-Rhin.
Nach Angaben aus Ermittlerkreisen waren etwa drei Viertel der insgesamt 400 Gräber in dem Ort betroffen. Der Friedhof war bereits in der Vergangenheit Ziel von Grabschändern gewesen.
Innenminister Cazeneuve sagte, die Republik werde „diese neue Verletzung der von den Franzosen geteilten Werte nicht tolerieren“. Weder Gewalt, noch Respektlosigkeit oder von Rassismus und IntolLink-Texteranz hergeleiteter Hass könnten den Willen der Franzosen, in Freiheit zusammenzuleben, schwächen. „Wir werden alles tun, um die Verantwortlichen für diese Schande zu finden, festzunehmen und vor Gericht zu stellen“, sagte er. Premierminister Manuel Valls verurteilte im Kurzbotschaftendienst Twitter die „antisemitische und schändliche Tat“.
Auch Präsident François Hollande verurteilte die Grabschändungen laut einer Erklärung des Elysée-Palastes aufs Schärfste. Die Behörden würden alles tun, um so schnell wie möglich die Täter zu finden, erklärte er. „Frankreich ist entschlossen, unablässig gegen Antisemitismus zu kämpfen und gegen diejenigen, die den Werten der Republik schaden wollen.“
Valls weist Netanjahu-Aufforderung zurück
Valls appellierte derweil an die jüdischen Bürger, im Land zu bleiben. „Unsere Botschaft an die französischen Juden lautet: Frankreich ist verletzt wie Sie, und Frankreich möchte nicht, dass Sie gehen“, sagte Valls dem Rundfunksender RTL. Valls äußerte Bedauern über den Aufruf des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu an die europäischen Juden, nach Israel zu emigrieren. „Die französischen Juden gehören nach Frankreich“, sagte er.
Netanjahu hatte gestern Europas Juden angesichts der jüngsten antisemistischen Straftaten eingeladen, nach Israel auszuwandern. Er reagierte damit auf die Anschläge auf ein Kulturzentrum und die Synagoge in Kopenhagen, bei denen zwei Menschen starben.
Zahl antisemitischer Straftaten wächst
In den vergangenen Jahren haben judenfeindliche Angriffe in Frankreich deutlich zugenommen, im Jahr 2014 wurden gar doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert. Bei einem Angriff auf einen jüdischen Supermarkt in Paris hatte ein radikaler Islamist Anfang Januar vier Juden getötet – die Tat ereignete sich einen Tag nach dem tödlichen Angriff auf die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“. Im März 2012 hatte ein Islamist eine jüdische Schule im südfranzösischen Toulouse angegriffen und dabei drei Schüler und einen Lehrer erschossen.