14.03.2018: Trier nimmt Marx-Statue an

Trier nimmt Marx-Statue an

Der Trierer Stadtrat hat sich dafür ausgesprochen, das Geschenk einer riesigen Karl-Marx-Statue anzunehmen – jedoch mit einer Einschränkung. China will Trier die Statue zum 200. Geburtstag des Philosophen schenken.

Nach dem Willen des Stadtrats soll über die Größe und Standort der Statue zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Ein entsprechender Änderungsantrag der CDU-Fraktion hatte am Montagabend im Trierer Stadtrat Erfolg. 42 Mitglieder stimmten dafür, das Geschenk der Volksrepublik anzunehmen, sieben waren dagegen, vier enthielten sich.

Nach dem Wunsch Chinas soll die Figur inklusive Sockel 6,30 Meter hoch sein. Angefertigt werden soll die Bronze-Skulptur vom chinesischen Künstler Wu Weishan. Im kommenden Jahr soll sie in Trier aufgestellt werden.

Das Trierer „Marx-Vakuum“

„Jahrzehntelang haben es die Verantwortlichen der Stadt vermieden, Karl Marx zu würdigen“, sagte Richard Leuckefeld von den Grünen. Das Geschenk aus China stoße „genau in das Marx-Vakuum“ – denn eine Statue von Marx hat Trier noch gar nicht. Die teils heftige Kritik von Trierern am „Riesen-Marx“ sei verständlich: Sie gehe auf eine „mangelnde Auseinandersetzung in der Vergangenheit“ zurück, meinte er.

Für Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) dagegen ist der „Mega-Marx“ eine „Bereicherung“ für die Stadt. „Karl Marx ist einer der größten Bürger in dieser Stadt, und wir sollten ihn nicht verstecken.“ Er könne sowohl mit der Größe als auch mit dem zentralen Standort gut leben. „Dahinter steht ja ein künstlerisches Konzept.“

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) freut sich: „Ich gehöre eher zu der Gruppe von Bürgern und Bürgerinnen (…), die der Auffassung sind, dass Karl Marx als Universalgelehrter – und das ist ja wohl unbestritten – tatsächlich auch jetzt einen Platz hat in Trier.“

„Trier diskutiert kontrovers“

In der Stadtratsdebatte ging es hitzig zu. „Das Geschenk Chinas ist eine Anerkennung für die Geburtsstadt des großen Philosophen Marx“, sagte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Markus Nöhl. Die Statue könne Anlass zum Diskurs sein. „Trier diskutiert kontrovers. Genau dafür ist Kunst da.“ Trier wolle im Jubiläumsjahr 2018 „mit der ganzen Welt in eine Diskussion treten“, auch mit den chinesischen Besuchern.

Reiner Marz von den Grünen appellierte an den Stadtrat, das Geschenk abzulehnen. „Wer ein Geschenk annimmt, ehrt den Schenkenden. Die Kommunistische Partei Chinas ist keine Ehre wert“, sagte er. Wenn Trier die Statue ablehnen würde, könnte damit ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen in China gesetzt werden. „Dieses Signal würde gehört werden.“

Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Tobias Schneider sagte: „Bitte lehnen Sie dieses vergiftete Geschenk ab!“ China heute „ist kein freier Staat“. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Udo Köhler sagte: „Ich bin froh über das Geschenk.“ Jetzt gebe es endlich in Trier eine Diskussion über den kontroversen Umgang mit Marx.

Aufregung zu Beginn der Sitzung

Wegen der geplanten Abstimmung über die Karl-Marx-Statue hatte zu Beginn der Sitzung der NPD-Funktionär Safet Babic den Stadtrat attackiert und sich geweigert, den Saal zu verlassen. Deshalb habe ihn die Stadt wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Hausfriedensbruch angezeigt, teilte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) mit. Babic soll außerdem Hausverbot bekommen. Die Stadtratssitzung musste wegen des Vorfalls kurz unterbrochen werden.