Im Reich der Fakenews
„In Mannheim kam es aktuell zum bisher größten Terroranschlag in Westeuropa. Offiziell wurden bislang 136 Tote gezählt, 237 Personen sind verletzt, zum Teil lebensgefährlich. Rund 50 Angreifer haben mit Macheten und anderen Messern verschiedene Feste in der Stadt gestürmt. Sie griffen gleichzeitig in Zweier-Trupps an 25 Stellen an und sorgten für ein Blutbad apokalyptischen Ausmaßes.“ So beginnt der Artikel der „Rheinneckarblogs“, der offenbar bereits in der Nacht zum Sonntag veröffentlich worden ist. All das hat sich zum Glück nicht zugetragen, sondern ist frei erfunden.
Polizei kurz vorher informiert
Die Mannheimer Polizei war offenbar kurz vor der Veröffentlichung des Artikels in der Nacht informiert worden. Auf Twitter veröffentlichte die Behörde daraufhin eine Nachricht, dass der Text nicht real sei. Laut einem Polizeisprecher hatten sich zahlreiche verunsicherte Menschen gemeldet. Zudem sind offenbar Anzeigen gegen den Betreiber des Blogs eingegangen. Gegenüber der RHEINPFALZ bestätigte die Staatsanwaltschaft gestern, dass sie prüfe, ob ein Anfangsverdacht für eine Straftat bestehe. Kommt die Behörde zu diesem Schluss, würden Ermittlungen eingeleitet.
Massenpanik sollte nach eigenen Aussagen nicht erzeugt werden
Der Betreiber des Blogs wollte nach eigenen Angaben keine Massenpanik erzeugen, sondern Aufmerksamkeit für mögliche Bedrohungslagen und Fakenews. Ja, doch, Aufmerksamkeit ist ihm nun gewiss. Vielleicht ja etwas mehr, als ihm lieb ist. Zuletzt löste der gewaltsame Tod eines Pinguins im Luisenpark vor etwas mehr als einem Jahr in Mannheim ein ähnlich großes Medieninteresse aus.
Nicht klar genug als Satire gekennzeichnet?
Es ist noch nicht so lange her, da hätten die aktuellen Ausführungen auf dem Blog wohl nicht so viele Menschen für bare Münze genommen. Liegt das daran, dass die Medienkompetenz von vielen schlechter geworden ist? Oder hat es etwas damit zu tun, dass das beschriebene Szenario heutzutage durchaus vorstellbar ist? Oder ist der Artikel einfach nicht klar genug als Satire gekennzeichnet, wie Frank Überall, der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, moniert? Eins steht fest: Die heutigen Zeiten sind sehr, sehr seltsam.