23.05.2018: Kirchenpräsident Schad will die Glocke abhängen

Kirchenpräsident Schad will die Glocke abhängen

Hängenlassen oder abhängen – die Frage beschäftigt seit Monaten Herxheim am Berg, die Kirchengemeinde und die Landeskirche. Jetzt hat sich Kirchenpräsident Schad zu Wort gemeldet – sehr eindeutig.

Für Christian Schad, Präsident der evangelischen Kirche der Pfalz, ist die Lage klar. Wenn sich Opfer und Nachkommen des NS-Regimes durch das Läuten der Glocke mit einem Hakenkreuz und der Inschrift „Alles fuer’s Vaterland – Adolf Hitler“ verhöhnt fühlten, sei es höchste Zeit, sie zu entfernen und einer angemessenen Erinnerungskultur zuzuführen.

Das sei die einhellige Meinung des Landeskirchenrats, sagte Schad am Mittwoch auf der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz in Kaiserslautern. Er forderte zugleich die Kirchengemeinde in Herxheim am Berg auf, die umstrittene Glocke aus dem Turm ihrer Kirche entfernen zu lassen.

Landeskirche will neue Glocke bezahlen

Schon vor Wochen hatte der Landeskirchenrat vorgeschlagen, die Glocke auf Kosten der Landeskirche durch eine neue Glocke gleichen Klangs zu ersetzen und der Kommune, der die Glocke gehört, zu schenken. Der Herxheimer Ortsgemeinderat hat jedoch beschlossen, die Glocke hängen zu lassen. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Herxheim, der der Glockenturm gehört, hat noch keine Entscheidung getroffen.

Die umstrittene Glocke in dem rund 800 Einwohner zählenden Herxheim am Berg erregt seit vergangenem Sommer die Gemüter und hat bereits bundesweit Schlagzeilen gemacht.

Im Laufe der Debatte musste der Ortsbürgermeister wegen relativierender Aussagen über die NS-Zeit zurücktreten. Seit September 2017 ist die Glocke stillgelegt. Neben dem Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für ein Abhängen der Glocke ausgesprochen.