10.07.2018: Razzia beim Rockerclub „Osmanen Germania“

Razzia beim Rockerclub „Osmanen Germania“

Höhr-Grenzhausen/Kaiserslautern. Die „Osmanen Germania“ sind in der Pfalz und in Koblenz aktiv. Nun ist die Gruppe bundesweit verboten worden.

Das bundesweite Verbot der rockerähnlichen Gruppe „Osmanen Germania BC“ hat auch Razzien in Rheinland-Pfalz ausgelöst. Die Polizei habe in Kaiserslautern und in Höhr-Grenzhausen im Westerwald Wohnungen und Geschäftsräume zweier mutmaßlich höherrangiger Mitglieder durchsucht, teilte das Innenministerium gestern in Mainz mit. „Die Durchsuchungen dienen dazu, Vereinsvermögen zu beschlagnahmen und die Vereinsstrukturen weiter aufzuklären“, sagte Innenstaatssekretär Günter Kern (SPD).

Die betroffenen Mitglieder des türkisch-nationalistischen Vereins „Osmanen Germania BC“ (Boxclub) stehen im Verdacht, dass sie führende Positionen und Aufgaben in der jetzt verbotenen Gruppierung hatten. An neun Mitglieder gingen dem Innenministerium zufolge Verfügungen von rheinland-pfälzischen Behörden für Verbote. Von Festnahmen war zunächst nichts bekannt. Das Landeskriminalamt ermittelt weiter.

In Rheinland-Pfalz sind den Sicherheitsbehörden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur derzeit zwei Ortsgruppen – sogenannte Chapter – der „Osmanen Germania BC“ bekannt: eine in Koblenz, wo die Polizei sechs Mitglieder namentlich kennt, eine in Kaiserslautern mit fünf der Polizei bekannten Mitgliedern. In beiden Ortsgruppen gab es gestern Durchsuchungen. Das Bundesinnenministerium und das Bundeskriminalamt koordinierten die Aktionen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte die rockerähnliche Gruppe verboten und ihnen jede Tätigkeit untersagt. „Von dem Verein geht eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit aus“, erklärte das Ministerium in Berlin.

Bundesweit hat der türkisch-nationalistische Verein nach Schätzungen der Polizei mindestens 300 Mitglieder. Am Morgen liefen außerdem Razzien in den Nachbarländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen.

Die Gruppe hatte zum Jahreswechsel 2016/2017 nach Angaben der rheinland-pfälzischen Landesregierung eine Ortsgruppe in Kaiserslautern gegründet. Etwa zehn Männer – mit deutscher, deutsch-türkischer, türkischer und iranischer Staatsangehörigkeit – hätten in der Stadt und dem Kreis Kaiserslautern gewohnt. Acht Mitglieder waren der Polizei damals wegen des Verdachts von Gewaltfällen bekannt.

Im April dieses Jahres nannte die Polizei eine Gaststätte und ein Gewerbegebäude als Anlaufpunkte für Mitglieder der „Osmanen Germania“ in Rheinland-Pfalz. Die Landesregierung erklärte damals, sie habe keine Erkenntnisse über Kontakte zwischen den „Osmanen Germania“ und Vertretern des türkischen Staates.

Der bayerische Verfassungsschutz unterscheidet Rockergruppen wie Hells Angels MC oder Bandidos MC mit Motorradfahrern, die sich als Gesetzlose sehen sowie rockerähnlichen Gruppierungen. Sie ähnelten den Rockergruppen im martialischen Auftreten und der Hierarchie, Motorräder spielten aber bei ihnen eine untergeordnete Rolle.

Die Aktionen gestern waren nicht die ersten bei dem Verein. Schon im März waren bei einer länderübergreifenden Razzia knapp 60 Objekte durchsucht worden. Dabei wurden Waffen und Drogen sichergestellt. In Rheinland-Pfalz gab es damals allerdings keine Durchsuchungen. Bei einer Razzia in sechs Bundesländern im November 2016 waren in Hessen und dem Saarland sieben Männer festgenommen worden.

Im vergangenen Jahr wurde ein Mann aus der Rockerszene im Raum Mannheim/Ludwigshafen wegen des Verdachts auf Drogenhandel mit seiner Frau und einem mutmaßlichen Komplizen festgenommen. Er sollte zu der Führungsriege der „Osmanen Germania“ gehören.