Schlappe für AfD-Fraktionschef Uwe Junge bei Wiederwahl

Uwe Junge, der AfD-Fraktionsvorsitzende im Mainzer Landtag, wird nur denkbar knapp wiedergewählt. Und das ohne Gegenkandidat.
Mainz – Schlappe für AfD-Landtagsfraktionschef Uwe Junge: Bei der Wiederwahl als Fraktionschef am Mittwoch erhielt er nach Informationen dieser Zeitung nur sechs Ja-Stimmen bei zwölf anwesenden Fraktionsmitgliedern. Vier Abgeordnete stimmten gegen ihn.
Die Rheinpfalz berichtete als Erstes darüber. Die AfD-Landtagsfraktion bestätigte lediglich, dass Junge als Fraktionschef wiedergewählt wurde. Am Donnerstag blieb ungeklärt, wie viele Enthaltungen es gab. So soll es womöglich zwei Enthaltungen gegeben haben. Anderen Informationen zufolge gab es eine Enthaltung und eine ungültige Stimme.
Ruppiger Führungsstil
Junge schlitterte dem Vernehmen nach womöglich knapp an der Katastrophe vorbei. So war Gabriele Bublies-Leifert nicht anwesend. Sie gilt als Intimfeindin Uwe Junges. Auch sollen, so heißt es, einige Abgeordnete mehr oder minder mit dem Messer in der Tasche für Junge gestimmt haben. Man habe es nicht so aussehen lassen wollen, als wolle man Junge wegen der Causa Ahnemüller abstrafen. Die AfD-Fraktion hatte den Abgeordneten wegen Kontakten in die rechtsextreme Szene ausgeschlossen. Wie dpa berichtete, wird es vermutlich auch ein Parteiausschlussverfahren gegen Ahnemüller geben.
Junge gilt wegen seines eher ruppigen Führungsstils als umstritten. Er führe die Fraktion nach Befehl und Gehorsam, heißt es. In den vergangenen Monaten soll es fraktionsintern immer wieder Reibungen gegeben haben.
Dämpfer soll es aber auch für andere Mitglieder des Fraktionsvorstands bei der Wiederwahl gegeben haben. So sollen etwa Jan Bollinger und Joachim Paul jeweils nur acht Ja-Stimmen erhalten haben. Einen Gegenkandidaten zu Junge gab es nicht.
Im Vorfeld der Wahl wurde mit einem Denkzettel gerechnet
Junge hat in der rheinland-pfälzischen AfD viele Feinde, so hört man. Er gilt nicht als Teamplayer, binde die Leute nicht ein. Im Vorfeld der (Wieder)-Wahl wurde mit einem Denkzettel für den früheren Berufssoldaten gerechnet.
Vor einigen Wochen hatte es Bestrebungen in der Fraktionsspitze gegeben, Junge Daumenschrauben anzulegen, damit dieser keine Alleingänge mehr mache. Allerdings soll dieser Konflikt beigelegt worden sein. Unzufrieden zeigten sich Parteifreunde dem Vernehmen auch über die Sommerinterviews Junges im Fernsehen. Der AfD-Chef habe keine eigenen Themen gesetzt, sondern nur reagiert.
Junge teilte über einen Sprecher mit: „Gemeinsam mit unseren Fraktionskollegen werden wir in der vor uns liegenden zweiten Hälfte der Wahlperiode als Vorstand noch intensiver daran arbeiten, als einzige bürgerlich-konservative Opposition unseres schönen Rheinland-Pfalz die täglichen Defizite dieser Landesregierung öffentlich zu machen und deutlich aufzeigen, dass die Menschen dieses Landes in 2021 eine Alternative haben.“