29.01.2019: Kandeler Bündnisse: Geschlossen gegen rechts

Kandeler Bündnisse: Geschlossen gegen rechts

„Wir sind Kandel“ und „Kandel gegen rechts“ vergangenen Samstag gemeinsam gegen rechte Demo – Folge eines Workshops mit Trierer-Ex-Bürgermeister

Die „Rote Karte“ gezeigt haben am Samstag jeweils einige Anhänger von „Wir sind Kandel“ (WsK) und „Kandel gegen Rechts“ (KgR) bei einer kleinen Veranstaltung von „Frauenbündnis“-Sympathisanten vor der Kandeler Verbandsgemeindeverwaltung. Auch Verbandsbürgermeister Volker Poß (SPD) war gekommen. Die Aktion war der erste gemeinsame Auftritt der Bündnisse. Für Kandel ist das ein großer Schritt: Zuvor waren WsK und KgR zwar monatelang gegen rechte Demonstranten auf die Straße gegangen – allerdings nie gemeinsam. Ein Streitpunkt war der Umgang mit der Antifa, auch sonst fanden die Bündnisse zunächst nicht zusammen.

Konkrete Wünsche an die Stadt

Die Wende brachte Mitte Januar ein Workshop mit dem Trierer Ex-Bürgermeister Klaus Jensen und einem Mediatoren. Poß sowie Stadtbürgermeister Günther Tielebörger (SPD) und eine weitere Vertreterin der Stadtverwaltung nahmen an dem Treffen teil, das auf vier Stunden angesetzt war.

„Es wurden gemeinsame Anknüpfungspunkte heraus gearbeitet und Ideen entwickelt, in welcher Form in Zukunft Ressourcen gebündelt werden können“, sagt Sarah Boos für „Kandel gegen rechts“. Zudem wurden vonseiten der Bündnisse auch konkrete Unterstützungswünsche an die Stadt gerichtet. „Wir sind zuversichtlich, mit so viel Engagement in Kandel viel bewirken zu können“, so Boos. Dies solle zum Teil mit gemeinsamen Aktionen, zum Teil mit sich ergänzenden Maßnahmen geschehen. „Das war ein sehr konstruktives Klima, wir haben festgestellt, dass wir bei den Zielen und den Motiven eine große Übereinstimmung haben“, betont auch Jutta Wegmann für „Wir sind Kandel“.

Rechte wollen weiter aufmarschieren

Abgesprochen wurde eine regelmäßige Kommunikation, beide Bündnisse wollen dafür Ansprechpartner benennen. Aktionen sollen künftig abgestimmt werden, gemeinsame Kundgebungen stehen – noch – nicht auf der Tagesordnung.

Ganz wichtig: Vereinbart wurde auch „gegenseitiger Respekt vor den unterschiedlichen Aktionsformen“. Denn während „Wir sind Kandel“ eher bürgerlich geprägt ist, bündelt „Kandel gegen Rechts“ verschiedene linke Akteure, zu denen auch die „Omas gegen Rechts“ gehören. Entsprechend unterschiedlich fallen die Aktionen aus.

Diese wird es weiterhin geben: Für die kommenden eineinhalb bis zwei Jahre wird die Rheinstraße saniert. Aufgrund eines Rettungskonzepts, das sicherstellen soll, dass dennoch im Notfall alle Stadtteile schnell versorgt sind, erlaubt die Versammlungsbehörde keine Demonstrationszüge mehr. Der Initiator des „Frauenbündnisses“, Marco Kurz, hat deshalb zwar in den sozialen Netzwerken mitgeteilt, künftig in Wörth zu demonstrieren. Entsprechende Ankündigungen für den 9. März und 6. April verbreitet Kurz über seine Webseiten. Allerdings kündigte er auch an, vielleicht in den kleineren Orten der Verbandsgemeinde auf die Straße zu gehen (die RHEINPFALZ berichtete).

„Nationalsozialistischem Gedankengut immer entgegentreten“

„Wir werden selbstverständlich auch keine eigenen Demonstrationen in Kandel durchführen, solange das ‚Frauenbündnis‘ der Stadt fern bleibt“, sagt Boos und zeigt sich erfreut über die Atempause für Kandel. Für das Engagement von „Kandel gegen Rechts“ sei der Unterschied allerdings nur gering: „Wir sprechen der Stadt Wörth und auch anderen zukünftig betroffenen Orten unsere volle Solidarität aus und bieten jede nur mögliche Unterstützung an. Rechtspopulisten und Menschen mit nationalsozialistischem Gedankengut gilt es immer und überall entgegenzutreten.“

Nun könne man endlich umsetzen, was man schon lange geplant habe, sagt Wegmann: „Wir sind Kandel“ plane eigenständige Veranstaltungen oder Kunstaktionen. Das Problem des zunehmenden Rechtsextremismus‘ sei schließlich nicht aus der Welt. „Ziel ist es, mit den Leuten, die noch ansprechbar sind, in Dialog zu kommen.“

Man müsse dennoch wachsam bleiben, gerade hinsichtlich der anstehenden Kommunalwahlen und Europawahlen, mahnt Boos. Mit Blick auf die Gründung eines Vereins des „Frauenbündnisses“ mit Sitz in Kandel sagt Wegmann: „Wir gehen davon aus, dass die weiter präsent sind.“ Allerdings sieht man neuen Aktionen offensichtlich eher gelassen entgegen: „Wir haben Material und Leute in der ganzen Verbandsgemeinde und wir haben inzwischen Übung.“