01.02.2019: „Extrem Unangenehm“ in Schulturnhalle

„Extrem Unangenehm“ in Schulturnhalle

Ein Ortsrat im Saarland fasst einen Beschluss gegen rechtslastige Konzerte aus der Grauzone, kann eine Veranstaltung am morgigen Samstag aber nicht mehr verhindern.

„Wir haben klar gesagt: Wir wollen solche rechtslastigen oder Grauzonenbands nicht mehr bei uns im Dorf.“ Das erklärte Michael Rinck als Sprecher der CDU-Fraktion über eine Sondersitzung des Ortsrats von Hassel an der Saar im Gespräch mit bnr.de. Der Ausschuss wurde eiligst einberufen nachdem bekannt wurde, dass ein ortsansässiges Mitglied der Band „Brennstoff“ die Alte Schulturnhalle des kleinen Ortes mit 3500 Einwohnern gemietet hatte. Denn: Dort sollen am kommenden Samstag auch rechtslastige Bands auftreten.

Die umstrittenen Bands, die am 2. Februar in Hassel auf der Bühne stehen sollen sind: „Martens Army“, „Böse Brüder“, „Brennstoff“, „Restrisiko“, „Delirium“, „Extrem Unangenehm“, „EgOi!sten“ und „Tendenz“. Die Bands fallen immer wieder in einem Graubereich zwischen der klar rechtsradikalen Szene und einer undifferenzierten rechtsoffenen Szene auf.

Bandmitglieder von „Extrem Unangenehm“ etwa sollen nach Recherchen früher in Rechtsrock-Bands wie „Gegenschlag“ oder „Rachezug“ aktiv gewesen sein. „Restrisiko“ ordnen sich selbst dem Punkrock zu, während ein ehemaliges Mitglied heute in einschlägigen Neonazi-Bands spielen soll. Die „Martens Army“ gilt Szene-Beobachtern als rechte Band.

Musiker von „Brennstoff“ und „Martens Army“ kommen zur Sitzung

Im Juni vergangenen Jahres sollten diese drei Bands zusammen mit einer Gruppe auf der Bühne stehen, die zum vorgeblich unpolitischen Label „Subcultural Records“ gehört. Tatsächlich ist das Plattenlabel nur eine Marke des Neonazi-Unternehmens „Oldschool Records“ aus dem Allgäu. (bnr.de berichtete)

Als das bekannt wurde, traten am Montag Vertreter des Ordnungsamtes, des Gebäudemanagements, der Leiter der Polizeiinspektion St. Ingebert und Mitglieder des Ortsrates zusammenkamen. Die Sitzung erregte großes öffentliches Interesse. Neben einigen Bürgern waren auch Musiker der Bands „Brennstoff“ gekommen. Auch ein Vertreter von „Martens Army“ soll aus Blieskastel angereist sein. Doch laut CDU-Sprecher Stefan Rinck habe der Ortsvorsteher gleich zur Eröffnung der Sitzung im vollen Saal des Hasseler Rathaus eine öffentliche Diskussion ausgeschlossen. Entsprechend habe sich die Debatte auf die Genehmigungspraxis der Stadtverwaltung konzentriert.

Veranstaltung durch Liegenschaftsamt „einfach durchgewunken“

„Da liegt kein Problem vor, also muss man sich auch keine weiteren Gedanken machen.“ So sei der Tenor der behördlichen Interpretation gewesen, kritisiert Rinck im Gespräch mit bnr.de. „Wir machen uns aber trotzdem Sorgen“, sagt der Lokalpolitiker weiter. Das Liegenschaftsamt habe die Veranstaltung „einfach durchgewunken“. Das sei satzungsgemäß so vorgesehen, weil das Konzert für weniger als 200 Personen angemeldet worden sei. Daher sei den Vertretern des Ortsrats schnell klar geworden, „wir können diese Veranstaltung aus rechtlichen Gründen nicht mehr kippen“, so Rinck.

„Wir haben klar gesagt: Wir wollen solche rechtslastigen oder Grauzonenbands nicht mehr bei uns im Dorf“, so Rinck weiter. Das habe dann der Ortsrat einstimmig so beschlossen und als Auftrag an die Behörden gegeben. Die müsse jetzt sensibler auf Veranstaltungsbeantragungen gucken und „Filter einbauen in dieser Verwaltungspraxis“, um weitere rechtsoffene Konzerte zu verhindern.

Trotz aller Bemühungen der Ortsrats-Fraktionen wird das Konzert am morgigen Samstag wohl in der Alten Schulturnhalle stattfinden – dann hoffentlich zum letzten Mal.